Forscher der US amerikanischen Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA haben das Jagdverhalten der bedrohten Southern Residents Schwertwale an der nordamerikanischen Pazifikküste untersucht. Bei der Dokumentation des Jagdverhaltens ist aufgefallen, dass männliche und weibliche Schwertwale unterschiedlichen Jagderfolg haben. Die Ergebnisse wurden nun im Journal of Experimental Biology veröffentlicht.
Schwertwale sind weltweit verbreitet und haben sich mit teils spektakulären Jagdtechniken an die Nahrungsressourcen ihres jeweiligen Lebensraums angepasst. Obwohl äußerlich sehr ähnlich, gibt es sehr viele verschiedene Typen von Schwertwalen. Bei einigen deutet sich sogar an, dass man von einer eigenen Art sprechen müsste. Eine allgemeine Einschätzung zur Bedrohung der Schwertwale kann man also nicht abgeben. Jeder regionale Lebensraum muss für sich bewertet werden.
Bedrohte Southern Residents
Eine Gruppe von Schwertwalen ist aber definitiv in Gefahr. „Die als ‚Southern Residents‘ (deutsch etwa ’südliche Ortsansässige‘) bezeichnete Schwertwalpopulation wurde 2005 in den Vereinigten Staaten als gefährdet eingestuft“, sagt Jennifer Tennessen von der Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA), USA. Eine der wichtigsten Ursachen für den schlechten Zustand dieser Population ist der Rückgang des Chinook-Lachses im pazifischen Nordwesten. Die rund 75 Wale der Southern Residents ernähren sich vor allem von diesem Fisch. Eine weitere Bedrohung geht von der Schifffahrt aus.
Forschung für Walschutz
Seit etwa zehn Jahren überwacht NOAA diese Schwertwalpopulation und eines der Hauptziele der Wissenschaftler war es, zu schätzen, wie viel Fisch die Wale fangen. Da die Jagd der Schwertwale jedoch unzugänglich unter Wasser stattfindet, mussten Tennessen und ihre Kollegen eine besondere Technik zur Beobachtung und Auswertung der Fischjagd entwickeln. Mit auf den Schwertwalen befestigten Tags konnten die Bewegungen der Tiere aufgezeichnet und Jagderfolge dokumentiert werden.
Mit Tags Verhalten dokumentieren
Auf dem Weg in die Salische See, zwischen Vancouver Island, British Columbia und Washington State, befestigten Tennessen und ihre Kollegen – Marla Holt, Candice Emmons, Brad Hanson, Jeff Hogan und Deborah Giles – Tags an den Walen. Innerhalb von vier Jahren gelang es 21 Schwertwale mit den Tags zu versehen. Über Saugnäpfe wurden diese an den Walen befestigt, so dass Daten zur Wassertiefe, Bewegung der Wale und zu Vokalisationen aufgezeichnet werden konnten.
Dann folgte das Team den Tieren und dokumentierte, wo sie auftauchten und welches Verhalten folgte. Auch die Reste der Mahlzeiten wurden untersucht. „Die Feldarbeit gehört zu den spannendsten aber gleichzeitig herausforderndsten Bereichen der Forschung“, sagt Tennessen. Die Schwertwale wurden von den Wissenschaftlern aus kleinen Schlauchbooten unter widrigsten Bedingungen verfolgt.
Jagdverhalten dokumentiert
Sicher zurück an Land begannen Tennessen und Holt, nach Mustern in den Bewegungsaufzeichnungen zu suchen, die mit den verräterischen Klicks der Wale beim Annähern an einen Fisch korrelierten. „Sobald ein Fisch entdeckt wurde, winkelt der Schwertwal seinen Körper steil nach unten, beginnt einen Abstieg in Tiefen von etwa 50-300 m und bleibt dann für etwa sieben bis zehn Minuten unter Wasser, während er den Fisch verfolgt“, sagt Tennessen. Während einer Verfolgung dreht sich der Wal abrupt und ändert seine Richtung häufig.
Bei der Auswertung der Bewegungen entdeckten die Wissenschaftler eine stereotype Folge von typischen Bewegungen der Wale, die eine erfolgreiche Jagd anzeigt. Sie programmierten eine Software, die derartige Bewegungsmuster in den Tauchdaten der Wale aufspüren konnte. Damit konnten Tennessen und Holt erfolgreich 126 Fälle ausmachen, bei denen die Schwertwale einen Fisch erbeutet haben.
Überraschender Geschlechterunterschied
Als das Team jedoch alle von ihnen aufgezeichneten Tieftauchgänge kategorisierte, waren die Forscher überrascht, dass einige der Tauchgänge erfolglos waren. Das hatten die Wissenschaftler nicht erwartet, denn „das Tieftauchen,“ erklärt Tennessen „kostet viel Energie und man dachte, dass der Gewinn in der Regel ein erbeuteter Fisch sein musste“. Die Forscher verglichen auch die Anzahl der erfolgreichen Jagden, entsprechend ihrer Bewegungssignatur, mit der Häufigkeit, mit der sie die Schwertwale beim Fressen an der Oberfläche beobachteten. Dabei entdeckten sie, dass einige der Tiere ihre Beute zu konsumieren scheinen, bevor sie die Oberfläche erreichten. „Das unterstreicht, dass Oberflächenbeobachtungen allein zu einer Unterschätzung des Jagderfolges führen können“, sagt Tennessen. Überraschenderweise erkannte das Team, dass die Schwertwalbullen mehr tauchten als die Weibchen und dass sie bei der Jagd erfolgreicher waren. „Dies deutet darauf hin, dass Bullen möglicherweise mehr Nahrung benötigen, um ihren höheren Stoffwechselbedarf zu decken“, sagt sie.
Die Erkenntnis, dass männliche und weibliche Schwertwale bei der Jagd nicht gleich erfolgreich sind haben die Wissenschaftler gerade im Journal of Experimental Biology publiziert. In Zukunft wollen sich die Wissenschaftler dem Lärm von Schiffen und anderen Fahrzeugen zuwenden und untersuchen, wie dieser sich auf die Suche der Schwertwale nach Lachs auswirkt.
Auf der Basis von Material von Michael Milstein (NOAA) und Kathryn Knight (JEB)
Literatur
TENNESSEN, J. B., M. M. HOLT, M. B. HANSON, C. K. EMMONS, D. A. GILES und J. T. HOGAN (2019):
Kinematic signatures of prey capture from archival tags reveal sex differences in killer whale foraging activity.
Journal of Experimental Biology 222:
DOI: 10.1242/jeb.191874
1 Gedanke zu „Bedrohte Schwertwale. Geschlechtsunterschied bei der Jagd“
Kommentare sind geschlossen.