Walfossil von der Krim ist neue Gattung

von Johannes Albers | cetacea.de | Essen | 13. März 2014

Die Krim-Halbinsel am Schwarzen Meer rückt in den Blickpunkt auch der Walforscher: Bartenwal-Fossilien werden als neue Art und Gattung Brandtocetus chongulek beschrieben.
VON JOHANNES ALBERS

Die aktuelle Nummer des US-amerikanischen „Journal of Vertebrate Paleontology“ enthält eine Studie von Pawel Gol`din und Dmitry Startsew aus Simferopol (Krim), die bereits 2012 eingereicht worden war und nun im März publiziert wurde. Im Titel der Arbeit wird die Krim als Bestandteil der Ukraine vorgestellt. Der Artikel liefert die Beschreibung des neuen Urzeit-Wals und stützt sich auf drei Schädel mit Ohrknochen, die für die Bestimmung von Walarten besonders wertvoll sind. Einer der Schädel stammt von einem jungen Tier, so dass auch altersbedingte Variationen studiert werden können.

Die neue Art stammt aus dem späten Miozän, der Zeit vor ca. 5 – 10 Millionen Jahren. Der Gattungsname Brandtocetus ehrt den aus Deutschland stammenden Paläontologen Johann Friedrich Brandt (1802 – 1879), der in Sankt Petersburg wirkte und sich mit fossilen Walen befasste: Insbesondere bearbeitete er den Bartenwal Cetotherium rathkei, der auf russischer Seite der Wasserstraße von Kertsch gefunden wurde, aber auf ukrainischer Seite ins Museum gelangte. Nach diesem Cetotherium ist die zoologische Familie Cetotheriidae benannt, in die auch der nun von der Krim beschriebene Brandtocetus chongulek gehört. Der ist eng mit Cetotherium verwandt. Erst vor kurzem wurde entdeckt, dass die Familie Cetotheriidae nicht ausgestorben ist, sondern heute noch im Zwergglattwal (Caperea marginata) lebt.

Die Autoren der neuen Art haben zusammen mit Tatjana Krachmalnaja aus Kiew auch eine Studie über die südukrainische Art Cetotherium riabinini geschrieben, die vor einem Jahr vorab online in Polen erschien. Pawel Gol`din ist ein international renommierter Wal-Paläontologe: Vor einem Jahr legte er u.a. auch mit Evgenij Swonok aus Kiew eine Studie über fossile Walreste aus der Ukraine und Südrussland vor, in der die neue Art und Gattung Basilotritus uheni aufgestellt wurde. Deren Artname ehrt den US-amerikanischen Urwal-Forscher Mark Uhen. Mit einem Alter von 37 – 39 Millionen Jahren ist diese Art der frühste bekannte Wal aus Osteuropa.

Literatur:

GOL’DIN, P. E. und D. STARTSEV (2014):
Brandtocetus, a new genus of baleen whales (Cetacea, Cetotheriidae) from the late Miocene of Crimea, Ukraine.
Journal of Vertebrate Paleontology 34: 419-33.

GOL’DIN, P. E., D. STARTSEV und T. KRAKHMALNAYA (2013):
The anatomy of a late Miocene baleen whale Cetotherium riabinini from Ukraine.
Acta Palaeontologica Polonica

GOL’DIN, P. und E. ZVONOK (2013):
Basilotritus uheni, a new cetacean (Cetacea, Basilosauridae) from the Late Middle Eocene of eastern Europe.
Journal of Paleontology 87: 254-68.

FORDYCE, R. E. und F. G. MARX (2013):
The pygmy right whale Caperea marginata: the last of the cetotheres.
Proceedings of the Royal Society of London Series B-Biological Sciences 280: 20122645.