Satellitenüberwachung für Wale

von | cetacea.de | Tokyo | 9. Januar 2002

Tomonao Hayashi, © J. Herrmann
Prof. Hayashi

Im Herbst 2002 soll ein Satellit in eine Umlaufbahn in 800 km Höhe gebracht werden, der die Bewegungen von Walen über einen sehr langen Zeitraum aufnehmen kann, kündigte die japanische National Space Development Agency (NASDA) am 8. Januar an. Das WEOSS (Whale Ecology Observation Satellite System) soll im Oktober vom Tanegashima Space Center (TNSC) auf seine Umlaufbahn geschossen werden.

Während ein NASDA Offizieller sagte, dass er davon ausgehe, dass dieses System Japan bei seinen Walfangplänen unterstützen werde, betonen die Entwickler, dass das System streng wissenschaftlichen Zwecken dienen solle. Der Projektleiter Tomonao Hayashi, 74, Professor für Ingenieurswesen am Chiba Institute of Technology hält das System z.B. einsetzbar für Whale Watching Zwecke.

Es gibt immer noch Lücken bei der Langzeitobservierung von Walen. Das Problem sei, dass die bisher bei Walen angebrachten Transmitter schon nach kurzer Zeit wieder abfielen oder keine Energie zum Datensenden mehr hätten.

Prototyp des Hakens, © J. Herrmann
Älterer Prototyp eines Hakens zur Befestigung des Transmitters im Blubber. Über die neuen Harpunen liegen uns leider noch keine Erkenntnisse vor.

Das japanische System enthält einige neuartige Ideen. So gewinnt der Transmitter selbstständig Energie in einer Art wie das aus Automatikuhren bekannt ist. Der Transmitter hat die Größe einer Kokosnuss und ist über ein Seil mit dem Haken verbunden, der in die Blubberschicht des Wales geschossen wird. Es sollen Daten wie Position, Wassertiefe oder Wassertemperatur aufgenommen werden. Zunächst wollen die Forscher Zwegwale aus japanischen Gewässern mit Transmittern ausstatten, später auch andere Walarten. Eine beim Einschuss freigegebene Antibiotikagabe soll den Wal vor Infektionen schützen.

Kommentar: Das System hört sich für jeden Walwissenschaftler verlockend an. Für individuelle Wale die Wanderungsdaten eines ganzen Jahres inklusive aller Tauchgänge zu erhalten, würde einen enormen Kenntnisgewinn erwarten lassen. Allerdings bleibt fraglich wie gut die Befestigung der Transmitter in der Blubberschicht der Wale sein kann. Wie stark sieht die Verletzung aus, die von der Harpune ausgeht? Eine einmalige Antibiotikagabe noch dazu nur lokal scheint eher kosmetischer Natur zu sein, als einer Wundinfektion wirkungsvoll entgegentreten zu können. Es fehlen also noch wesentliche Informationen, um dieses neue Transmitter-System richtig beurteilen zu können.

Lesen Sie kurze Berichte bei Spiegel Online, BBV Net oder ausführlicher in englischer Sprache einen AP Bericht bei Yahoo oder einen Bericht bei Asahi Shimbun.