Walfernsehen live – Riesenerfolg für die BBC

von | bbc | Wittmund | 1. September 2015

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Schon länger können Walfreunde die eine oder andere Webcam verfolgen, um Wale zu sichten. Diese technisch manchmal müßige Form des Whale Watchings steht aber in keinem Vergleich zu einem Event, das die englische BBC gerade geboten hat und der amerikanische Sender PBC gerade bietet: Eine Live-Berichterstattung aus Monterey Bay, Kalifornien mit Sichtungen von Meeressäugern aller Art.

Am 23., 27. und 30. August hat die BBC jeweils eine Stunde live aus Monterey Bay berichtet. An der Küste, im Wasser und in der Luft waren Kamerateams unterwegs, um der Tierwelt dieser Region auf die Flossen und Pfoten zu schauen. In der Bucht von Monterey sammeln sich in dieser Jahreszeit viele Tierarten, um sich ihren Anteil am enormen Nährstoffreichtum zu sichern. Während Fachleute in Interviews von den Gewohnheiten ihrer Schützlinge berichteten, wurden diese zeitgleich gefilmt und die Zuschauer konnten sich fühlen, als säßen sie im Schlauchboot nebenan.


Monterey Bay liegt in Kalifornien südlich von San Francisco an der Pazifikküste, Karte © Jan Herrmann

„There’s a whale, Ladies and Gentleman“

Sehr erfreulich waren die enthusiastischen und sehr kundigen Moderatoren Matt Baker, Liz Bonnin, Steve Backshall und Hugh Fearnley-Whittingstall. Obwohl die Machart der Sendung auf Unterhaltung setzte, wurde informiert, dass sich die Balken bogen. Als der erste Buckelwal ins Bild der Helikopterkamera schwamm, schraubten sich Liz Bonnin und Matt Baker in dokumentatorische Höhen wie es Fußballreporter bei heißen Strafraumszenen kaum besser können:

„You have been watching this programme for about 3 minutes and you have already seen a humpback whale“

Die Moderationen wurden häufig von illustrierenden Mini-Filmchen begleitet, Fragen der BBC Zuschauer wurden von den Fachleuten beantwortet. Zwischendurch gab es Einspielungen zu Themen wie Walfanggeschichte in der Region, Verringerung von Beifang in Fischernetzen oder der Befreiung von in Netzen verfangenen Walen.

Aus dem Todesnetz befreit

Schon vor ein paar Wochen hat mir Pieter Folkens berichtet, dass die Anzahl der in Netzen verfangenen Wale zunimmt. In einem Einspielfilm der ersten Sendung kann man sehen, wie ein Whale Entanglement Team sich einem Buckelwal nähert, bei dem sich ein Seil tief in die Flukenbasis eingeschnitten hat. Pieter Folkens gelingt es, das Seil zu durchtrennen. Wie ein aktuelles Photo zeigte, war diese lebensbedrohende Verletzung nach einem Jahr weitgehend verheilt. Das Whale Entanglement Team arbeitet komplett ehrenamtlich und kann Unterstützung gebrauchen.

Look at this

Steve Backshall ist begeistert über Buckelwale
Steve Backshall ist begeistert über Buckelwale

Look at this. Humpbacks all over this place. It’s an explosion of life.

Insgesamt haben die Zuschauer Einblicke in das Leben von Seeottern, Seelöwen, See-Elephanten, Weißstreifendelphinen, Rundkopfdelphinen, Buckelwalen, Weißen Haien, Dunklen Sturmtaucher, Braunpelikanen und noch einigen weiteren Arten nehmen können. Die Spannungskurve wurde aber dem größten Vertreter aller Tiere gewidmet. Als es dann zur Sichtung kam, waren alle aus dem Häuschen.

Riesenerfolg für die BBC

Der Produzent der Sendung Chris Howard sagte dem Lokalsender KSBW zum Ziel der Sendung: „Blue whales were trending and that’s what we want. We want people to be talking about the oceans, conservation and what they can do back home.“ Das hat die BBC ganz gewiss erreicht. Die erste Folge hat fünf Millionen Zuschauer gehabt. Das schöne ist, dass es der BBC gelang, eine ausgewogene Mischung aus Unterhaltung und Information herzustellen.

In Deutschland ist es leider nur schwer, an diese Filme heranzukommen. Die BBC erlaubt das nachträgliche Online-Sehen nur den Briten. Wer aber über ein Händchen für die Einstellung seiner Satellitenschüssel hat, kann eventuell eine Wiederholung bei der BBC oder die Live-Ausstrahlung des amerikanischen Senders PBS sehen. Auch die Nutzer von Online-Videorekorder-Diensten (z.B. OTR) können Glück haben und die Sendung dort finden. Es ist zu wünschen, dass das deutsche Fernsehen sich diese ganz besondere Berichterstattung einmal ansieht und vielleicht einmal etwas ähnliches auf die Beine stellt.

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