Zoologische Sensation im Sektionssaal: Zwergglattwal wird untersucht

von | cetacea.de | Wittmund | 7. Mai 2008

In Neuseeland scheinen Sektionswochen angebrochen zu sein. Letzte Woche berichteten alle großen Medien von der Sektion eines 495kg mächtigen Riesenkalmars im Te Papa Museum in Wellington (z.B. taz, 30.4.2008). Diese Woche ist der nächste Exot an der Reihe. Ein am 13. Mai 2007 gestrandeter Zwergglattwal (Caperea marginata) ist aufgetaut worden und gerät unter das Messer namhafter Spezialisten aus Neuseeland, Australien und den USA.

Zwergglattwal wird vermessen. Courtesy of Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa
Der Zwergglattwal wird vermessen. Courtesy of Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa

Über den Zwergglattwal ist der Forschung noch wenig bekannt. Er wird bis zu 6,5 Meter lang, 3,5 Tonnen schwer und gehört zu den Bartenwalen. Neben einem großen Kopf, der in der Form dem der Glattwale (Balaenidae) ähnelt, zeigt er mit angedeuteten Kehlfurchen und Finne auch Merkmale der Furchenwale. Ausserdem hat er 18 Rippenpaare und damit deutlich mehr als bei anderen Bartenwalen. Wegen dieser Besonderheiten wird der Zwergglattwal in einer eigenen zoologischen Familie, Neobalaenidae, geführt.

Angenommene Verbreitung des ZwergglattwalsZwergglattwale leben in subantarktischen Gewässern. Die insgesamt weniger als zwanzig verzeichneten Sichtungen fanden in Gewässern vor Südamerika, Südafrika, Südaustralien und Neuseeland statt. In diesen Regionen kam es auch selten zu Strandungen.

Die Wissenschaftler wollen der Biologie, Anatomie und systematischen Einordnung dieser Art nun näher kommen, indem sie dieses 2,31 Meter lange und 141 kg schwere Jungtier sorgsam untersuchen. Da es sich hierbei um ein Ereignis großer zoologischer Bedeutung handelt, hat sich das Museum Te Papa in Neuseeland dazu entschlossen, die Sektionsfortschritte und erste Ergebnisse der Sektion in einem Blog zeitnah zu dokumentieren.

Die letzte Sektion eines Zwergglattwals hat 1996 stattgefunden. Die Fragen, die sich nach dieser Sektion ergaben, sollen nun geklärt werden. Spezielles Augenmerk wird auf den Kehlkopf gelegt, um der Erzeugung tiefer Frequenzen bei Bartenwalen auf den Grund zu gehen. Verlauf und Aufbau der Muskulatur soll genau dokumentiert werden.

Die Sektion hat am 6. Mai begonnen und es finden sich schon allerhand Daten und Bilder auf der Website. Insgesamt ist die Sektion für drei bis vier Tage angelegt. Folgeuntersuchungen an Proben werden dann noch Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.

Te Papas Meeressäugerspezialist Anton van Helden ist froh weltweit hoch angesehene Spezialisten für diese seltene Untersuchung gewonnen zu haben: „Wir sind glücklich, dass die führende Zwergglattwalforscherin Dr. Catherine Kemper vom Südaustralischen Museum hier ist, zusammen mit Dr. Joy Reidenberg von der Mount Sinai School of Medicine, New York, Dr. Sentiel Rommel von der Universität North Carolina und Dr. Ewan Fordyce von der Universität Otago“.

Wenn Sie Bilder und aktuelle Berichte über diese Sektion mitverfolgen wollen, besuchen Sie das Te Papa Pygmy Right Whale Blog.

Herzlichen Dank an das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa für die Erlaubnis, das Sektionsbild zu zeigen.