Die Walforscher Robert Pitman und John Durban staunten nicht schlecht, als sie Anfang des Jahres eine merkwürdige Rettungskampagne beobachten konnte. In der November Ausgabe des amerikanischen Natural History Magazine berichten sie wie Buckelwale Robben vor Schwertwalen retteten.
Vergangenen Januar segelten Bob Pitman und John Durban (beide Protected Resources Division des NOAA Fisheries Service, Southwest Fisheries Science Center, La Jolla, California) in die Antarktis, um dort Schwertwale mit Sendern auszurüsten und zu beobachten. Sie wollten Details über die Jagdtechnik einer bestimmten Gruppe von Schwertwalen herauszufinden. Diese schwemmen durch besondere aufeinander abgestimmte Schwimmtechniken Robben von Eisschollen, um sich diese dann einzuverleiben.
Eines Morgens wurde eine Gruppe von zehn Schwertwalen entdeckt, in deren Mitte zwei Buckelwale schwammen. Diese gaben laute Töne ab und schlugen mit den mächtigen Fluken und Flippern auf die Wasseroberfläche. Die Forscher vermuteten zunächst einen Angriff auf die Buckelwale oder zumindest ein Antesten der Fitness der bis zu 17 Meter langen Bartenwale.
Die Buckelwale waren aber nicht das Angriffsziel der Schwertwale. Bei der späteren Sichtung der eilig gefilmten Szenen, entdeckten die Forscher zwischen den Buckelwalen eine Weddellrobbe.
Die Schwertwale ließen von den Buckelwalen ab und fanden nur fünzehn Minuten später das nächste Opfer. Eine Krabbenfresserrobbe lag auf einer Eisscholle. Die Schwertwale verursachten eine Welle, die die Robbe auf einem Stück Eis hinterließ, das kaum größer war als es selbst. Gerade als die Schwertwale zum letzten Angriff ansetzen wollten, tauchten die zwei Buckelwale wieder auf. Sie schwammen um die Robbe auf der Eisscholle herum, “bellten” laut und schlugen mit ihren Extremitäten das Wasser windelweich. Die Schwertwale ließen sich beeindrucken und zogen davon.
Eine Woche später wurde eine weitere Jagdszene beobachtet. Eine von Schwertwalen gerade von der Eisscholle geschwemmte Weddellrobbe floh in Richtung zweier Buckelwale. Gerade als die Robbe dem ersten Buckelwal näher kam, drehte sich dieser auf den Rücken und nahm die Robbe auf die Brust. Als sich die Schwertwale näherten, hielt der Buckelwal die Robbe mit einem Flipper an ihrem sicheren Platz.
Bob Pitman und John Durban nehmen an, dass es sich um ein Verhalten handelt, das als Nachkommen-unabhängige Zuwendung von Weibchen (allomaternal care) bekannt ist.
Quelle (mit Photographien):
PITMAN, R. L. und J. W. DURBAN (2009):
Save the Seal!
Natural History S. 48.
Herzlichen Dank an Chad Rosenthal für die gezeigten Bilder von Buckelwal und Weddellrobbe.
Literatur:
ANDREWS, R. D., R. L. PITMAN und L. T. BALLANCE (2008):
Satellite Tracking Reveals Distinct Movement Patterns for Type B and Type C Killer Whales in the Southern Ross Sea, Antarctica.
Pol. Biol. 31: 1461-68.
KRAHN, M. M., R. L. PITMAN, D. G. BURROWS, D. P. HERMAN und R. W. PEARCE (2008):
Use of Chemical Tracers to Assess Diet and Persistent Organic Pollutants in Antarctic Type C Killer Whales.
Mar. Mamm. Sci. 24: 643-63.
LEDUC, R. G., K. M. ROBERTSON und R. L. PITMAN (2008):
Mitochondrial Sequence Divergence Among Antarctic Killer Whale Ecotypes is Consistent With Multiple Species.
Biol. Lett. 4: 426‚-29.
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