Sowjetunion auf Walfang

von | cetacea.de | Wittmund | 17. November 2008

Ein umfangreiches Dokument zum (illegalen) Walfang der Sowjetunion liegt nun in englischer Übersetzung vor

Finnwal an Bord der Sovetskaya Rossia vor dem Flensen. Photo A. Berzin
Finnwal an Bord der Sovetskaya Rossia vor dem Flensen. Photo A. Berzin

Im November 1993 bei der zehnten Konferenz über die Biologie der Meeressäuger in Galveston hielt der russische Wissenschaftler Alexei Yablokov einen Vortrag vor 1500 Kollegen.  Er überbrachte den Walforschern das russische Eingeständnis eines jahrzehntelangen illegalen Walfangs.

Die UdSSR hat nach dem zweiten Weltkrieg ab 1948 bis in die 1970er Jahre illegalen Walfang betrieben. Die sowjetischen Walfänger ignorierten Vereinbarungen und Fanggrenzen, denen sie als Mitglied der Internationalen Walfangkommission zugestimmt hatten. Sie töteten jeden Wal, den sie finden konnten. Keiner wurde ausgelassen: Stark bedrohte Arten, zu kleine Wale, auch nicht Milch gebende Walkühe mit ihren Kälbern.

Während dieser Zeit wurden über 200.000 Wale mehr getötet als der Internationalen Walfangkommission mitgeteilt wurden. Das führte zu verheerenden Einbrüchen vieler Populationen.

Obwohl viel zu diesem Thema publiziert wurde, nachdem der sowjetische Walfang von Professor Alexei Yablokov und anderen früheren Sowjet-Biologen bekannt gemacht wurde, beschäftigten sich fast alle Veröffentlichungen mit der Korrektur der Fangzahlen.

Marine Fisheries Research: The Truth About Soviet Whaling
Marine Fisheries Research: The Truth About Soviet Whaling

Alfred A. Berzin war Leiter des Meeressäugerlabors in Wladiwostok und als solcher ein Zeuge der Hauptperiode des illegalen sowjetischen Walfangs. Berzin starb im Jahr 1996, aber er hat umfangreiche Erinnerungen mit dem Titel „Die Wahrheit über den sowjetischen Walfang“ hinterlassen. Dieser Text wurde nun von Yulia Ivashchenko ins Englische übersetzt und diese Woche als Sonderausgabe der Fachzeitschrift Marine Fisheries Review veröffentlicht. Berzins Erinnerungen sind von dort frei als PDF Dokument (16 MB) herunterzuladen.

Diese Erinnerungen sind eine sehr persönliche Darstellung des sowjetischen Walfangs, die politische, soziale und ökonomische Zusammenhänge einschließen. Es ist ein oftmals düsteres Lesevergnügen, aber auch faszinierend. Die Erinnerungen enthalten auch zahlreiche einzigartige Photographien, die von Berzin während seiner Zeit auf den sowjetischen Fabrikschiffen aufgenommen worden sind.

Dieser Text ist eine Übersetzung von Texten der Herausgeber Yulia V. Ivashchenko, Phillip J. Clapham und Robert L. Brownell, Jr.