Wie man 1881 einen Blauwal für’s Museum fing

von | cetacea.de | Wittmund | 17. Februar 2010

Es ging schon recht martialisch zu in den alten Tagen. Wer liest, wie das Blauwalskelett seinen Weg in die Ausstellung des Zoologischen Museums der Universität Kiel genommen hat, der stolpert über Szenen, die heute brutal und zivilisationsfern anmuten. Trotzdem handelt es sich bei der Beschreibung des damaligen Kieler Zoologie-Professors Karl August Möbius um ein aufschlussreiches Zeitdokument. Cetacea.de hat in den Archiven gegraben und präsentiert zur Neueröffnung der Walausstellung im Zoologischen Museum der Universität Kiel den Vortrag „Ueber einen bei Sylt gestrandeten Blauwal“.

„Am 26. Juni 1881 bemerkten die Leute des Zollkreuzers ‚List‘ zwischen den Inseln Sylt und Föhr einen langen, dunkeln Gegenstand. Es schien ihnen ein gestrandetes Boot zu sein. Als sie aber näher kamen, erkannten sie, dass es ein lebendiger Wallfisch war, der nicht weiter schwimmen konnte, weil er mit dem Bauche auf eine Sandbank, den sogenannten Linsand, gerathen war. Da das Meer gerade ebbte, als er sich festschwamm, so ragte sein Körper nach und nach immer höher über das Wasser.“

So beginnt die Beschreibung von Karl August Möbius, der von 1868 bis 1888 Professor für Zoologie an der Universität Kiel war. Prof. Möbius hat das Zoologischen Museum mit großem Einsatz in Richtung einer breiten öffentlichen Wirkung ausgerichtet. Unter seiner Leitung haben die Architekten Gropius und Schmieden einen Neubau für das Museum entworfen, den er für damals moderne didaktische Ausstellungskonzepte nutzte. Heute ist dieser Bau die Heimat für die neu konzipierte Walausstellung.

Sein Satz: »Es ist eine Dankespflicht des Gelehrten, an der Steigerung und Ausbreitung der wissenschaftlichen Freuden mitzuarbeiten« zeugt von seiner Überzeugung. Ganz in diesem Sinne ist es uns eine Freude seinen Aufsatz „Ueber einen bei Sylt gestrandeten Blauwal (Balaenoptera Sibbaldii J. E. Gray)“, ein Abdruck seines Vortrags im Naturwissenschaftlichen Verein am 11. Mai 1885, hier verfügbar zu machen.